Busverkehr der Zukunft – günstiger und CO² neutral?

25. April 2023

Um den öffentlich-privaten Nahverkehr zukunftsfähig zu machen, muss er einfacher, günstiger und CO² neutral werden. Hierüber herrscht wohl bei fast allen Parteien Einigkeit. Aber was ist günstiger? Und wie soll das Ziel der CO²-Neutralität erreicht werden? Die ersten Antworten auf diese Fragen kommen aus Brüssel und Berlin.

In Brüssel hat die EU eine sogenannte „Clean Vehicles Directive“ bzw. in Deutsch, ein Gesetz über die Beschaffung sauberer Straßenfahrzeuge beschlossen. In Kurzform müssen damit alle neu vergebenen Busverkehre klimafreundlicher werden. Aber was heißt das? In der Regel teilt sich unser Busverkehr in verschiedene Linienbündel auf. Zum Beispiel: Paderborn – Bad Lippspringe – Schlangen – Horn. Diese Linienbündel werden normalerweise alle 5-10 Jahre ausgeschrieben und vergeben, dies variiert je nach Kreis und Bündel. Wird ein Linienbündel bis 2025 neu ausgeschrieben, muss ungefähr jeder 5. Bus klimaneutral betrieben werden. Das heißt aktuell mittels Stroms oder Wasserstoff. Ab 2030 steigt die Quote der klimaneutralen Fahrzeuge dann auf ein Drittel pro Linienbündel. Damit werden die Kosten für die Anschaffung der Busse in Zukunft deutlich steigen.

In Berlin hat man derweil das 49€ Ticket beschlossen und will damit auch die Busverkehre in Zukunft deutlich günstiger machen. Aber wer die Finanzierungslücke schließt und wie man die Einnahmen des Ticketverkaufs gerecht verteilt, ist noch immer offen. Hinzu kommt die Frage, wie sich das 49€ Ticket auf alle günstigeren Tarife und Jobkarten auswirken wird. Schließlich braucht nicht jeder ein Ticket, das in ganz Deutschland gilt.

Diesen Widerspruch aus höheren Fahrzeugkosten und wahrscheinlich deutlich geringeren Einnahmen müssen jetzt die Aufgabenträger lösen. Das sind am Ende die Städte für Stadtbusse und die Kreise für die Überlandverbindungen. Für den Kreis Lippe bedeutet dies allein für die Einführung des 49€ Tickets und die allgemeinen Preissteigerungen eine Mehrbelastung von ca. 2 Mio. €. Hinzu kommt das Thema der sauberen Fahrzeuge für die Zukunft. Der Kreis Lippe will hier einen besonders ambitionierten Weg gehen und in einer neuen Infrastrukturgesellschaft gleich eine zweistellige Anzahl an Elektrobussen beschaffen. Dafür spricht ein Förderprogramm, welches die Mehrkosten im Vergleich zu einem Dieselbus übernimmt, dagegen vor allem die hohe Anfangsinvestition und die frühe Festlegung auf nur eine Technologie. Allerdings ist dies wohl alternativlos, wenn man bei Lieferzeiten von über 2 Jahren auch die kleinen Firmen am Markt eigenständig erhalten will. Andere Kreise vertrauen hier aktuell mehr auf die Betreiber bzw. hoffen auf eine Aufweichung der Quoten auf Biokraftstoffe. Die Stadtbusstädte Paderborn und Detmold setzen derweil auf die Erprobung von Wasserstoffbussen.

Wird der ÖPNV damit nun günstiger und CO² neutral? Mein Fazit: Auf jeden Fall! Denn wenn die Finanzierungslücke nicht schleunigst geschlossen wird, werden alle Kreise und Städte die Fahrpläne deutlich ausdünnen müssen und dadurch nicht nur Geld, sondern logischerweise auch CO² sparen. Damit machen wir dann aber den Busverkehr nicht fit für die Zukunft und somit ist das 49€ im schlechtesten Fall eher Rückschritt als Fortschritt. Blendet man die finanziellen Aspekte aber aus, wird der Nahverkehr der Zukunft klimafreundlicher und einfacher sein.

Autor: Matthias Buchheim


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