8. April 2022
Am Freibad wird gebaut. Die Gemeindewerke als Träger nutzen das Winterhalbjahr, um eine umfangreiche Becken-sanierung durchzuführen. Diese Maßnahme beinhaltet hauptsächlich der Ersatz der Beckenfolie und die Erneuerung des Beckenkopfes mit seiner Schwallwasserrinne. Darüber hinaus soll die Fläche um das Becken mit einem neuen Pflaster aufgewertet werden.
Unter den Sport- und Freizeiteinrichtungen in unserer Gemeinde nimmt das Freibad einen besonderen Stellenwert ein. Das gilt einerseits bereits, weil es die einzige Einrichtung dieser Art ist, andererseits sind aber auch die lange Tradition sowie die Entstehungsgeschichte des Freibades besonders hervorzuheben.
Es wurde am 2. Pfingsttag 1926 als erstes Freibad einer lippischen Dorfgemeinde eröffnet.
Vorausgegangen sind immer wieder Anregungen aus der Bevölkerung, welche bis auf das Jahr 1900 zurückgingen, allerdings zumeist aus finanziellen Gründen oder auf Grund weltpolitischer Ereignisse gescheitert sind. Schwimmen, Baden und Wassersport erfreuten sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts großer Beliebtheit.
Während jedoch in größeren Städten bereits vor dem ersten Weltkrieg beheizte Hallenbäder entstanden, blieben selbst Freibäder für die meisten Dorfgemeinden unerschwinglich.
Umso bemerkenswerter ist es, dass die damalige Dorfgemeinde Schlangen nur acht Jahre nach Kriegsende in politisch und wirtschaftlich schwierigen Zeiten ihr erstes Freibad eröffnen konnte.
Ohne die große Eigeninitiative der Vereine in unserer auch schon damals sportbegeisterten Gemeinde wäre der Bau gar nicht möglich gewesen.
Bei ihrer Eröffnung erinnerte die Badeanstalt mit schrägen Seitenwänden allerdings noch eher an einen befestigten Schwimmteich, welcher mit Flusswasser befüllt wurde, als an ein modernes Sportbecken heutigen Stils. Auch die Umkleide- und Sanitäreinrichten waren noch einfachen, zumeist hölzernen Gebäuden untergebracht.
Das änderte sich jedoch bereits in der zweiten Hälfte der Dreißiger Jahre. Nachdem die Zahl der Badegäste schnell angestiegen war und sich das Bad bis in das Paderborner Land hinein großer Beliebtheit erfreute, wurde es in den Jahren 1937/38 auf 50m-Wettkampfmaß umgebaut. Es entstanden Startblöcke, Sprungbretter sowie ein Nichtschwimmerbecken. Das Freibad erhielt damals im Wesentlichen seine bis heute verbliebene Form. Die Wasserversorgung erfolgte nun mit Brunnenwasser.
Das Eingangsgebäude wurde zwar bereits vor dem zweiten Weltkrieg begonnen, konnte jedoch erst nach Kriegsende fertiggestellt werden. Wappen und Jahreszahl im Eingangsbereich zeugen hiervon.
Auch in der Nachkriegszeit erfreute sich das Freibad größter Beliebtheit.
In den siebziger Jahren entsprach das unbeheizte Becken, dessen Bädertechnik noch aus der Vorkriegszeit stammte jedoch nicht mehr den damaligen Anforderungen. Zudem waren im Laufe der Jahrzehnte Undichtigkeiten im Beckenbereich aufgetreten.
In den Jahren 1975-1977 wurde das Freibad erneut mit hohem finanziellem Aufwand erneuert und umgebaut und erhielt seine heutige Gestalt. Das Becken wurde erneuert und erhielt eine Beckenfolie.
Seit dieser Zeit ist das Freibad beheizt und verfügt über eine zeitgemäße Schwimmbadtechnik. Neben dem bestehenden Empfangsgebäude wurden in einem neuen Gebäude die Technik sowie moderne Sanitärbereiche untergebracht. Das Gebäude wurde ganz im Stil mit gelben Ziegeln und Flachdach errichtet.
In den Folgenden Jahrzehnten stand die Schlänger Kommunalpolitik auch in finanziell schwierigen Zeiten immer hinter unserem Freibad, welches sich weiterhin großer Beliebtheit erfreute. De Verringerung der Wasserfläche, Reduzierung der Öffnungszeiten oder gar die Schließung des Bades – alles Maßnahmen, die anderenorts an der Tagesordnung waren, wurden bei uns in Schlangen niemals ernsthaft in Erwägung gezogen.
Vor über 20 Jahren wurde die Beckenfolie erneuert. Durch ständige Erhaltungs- und Pflegemaßnahmen wurde der bekanntermaßen gute Zustand des Freibades erhalten.
Sehr hilfreich war hierbei auch der unter anderem von Marcus Püster mitbegründete Förderverein, der nicht nur finanzielle Mittel über zahlreiche Aktionen einwarb, sondern auch mit tatsächlicher Hilfe und Mitarbeit seiner Mitglieder in der langen Tradition der Eigeninitiative und Eigenleistung aus den Anfangstagen des Bades steht.
In den letzten Jahren zeigte die Beckenfolie jedoch erneut deutliche Alterserscheinungen. Auch traten immer wieder Undichtigkeiten sowie Schäden an den unterirdischen Zuleitungen auf.
Obwohl es immer wieder gelang, mit Reparaturen den laufenden Betrieb zu gewährleisten, war klar, dass ein längerfristiger Fortbestand unseres Freibades so nicht mehr gewährleistet werden konnte.
Die CDU-Fraktion im Rat der Gemeinde Schlangen regte hierauf an, sich für ein Bundessportstättenförderprogramm zu bewerben. Nach zahlreichen Gesprächen vor Ort und mit Unterstützung unseres Bundestagsabgeordneten Christian Haase, gelang es unserer Gemeinde, den Zuschlag für die Fördermittel zu erhalten.
Infolge der guten Konjunktur in der Bauwirtschaft sowie coronabedingten Engpässen gelang die Ausschreibung zunächst nicht. Das Projekt musste immer wieder verschoben werden.
Erst im Jahre 2021 konnte der Bau begonnen werden. Während des Baufortschrittes wurde entschieden den Beckenkopf mit einem hochwertigen Rinnensystem zu gestallten. Dieses wird in austauschbaren Edelstahl-Fertigelementen ausgeführt.
Mit tatkräftiger Unterstützung des Fördervereins werden die noch aus den 1970-er Jahren stammenden Waschbetonplatten im Beckenbereich gegen ein optisch ansprechenderes Material ausgetauscht.
Die Baumaßnahme, welche nach einer geplanten Winterunterbrechung jetzt wieder aufgenommen wurde, stellt die bei Weitem größte, aufwändigste und auch kostenintensivste Sanierung seit der Wiedereröffnung des Bades im Jahre 1977 dar.
Mit Ihr ist der Fortbestand unseres beliebten Freibades auf viele Jahre sichergestellt.
Voraussichtlich wird das Freibad im laufenden Jahr planmäßig und ohne Zeitverzögerung eröffnet werden.
