Krieg in Europa

13. Dezember 2022

Krieg in Europa

Volkstrauertag: „Im Gedenken an die Gefallenen der beiden Weltkriege und des aktuellen Kriegs in der Ukraine

Autor: Matthias Buchheim / Auszüge aus der Rede von Marcus Püster

Was in meiner Generation keiner mehr für möglich gehalten hat, ist nun traurige Realität geworden: Der Krieg ist zurück in Europa! Während man in Deutschland in den letzten Jahren die Situation in der Ukraine nicht wirklich betrachtet hat und man sich heute auch eingesteht Fehler im Umgang mit Russland gemacht zu haben, hatten viele Deutsche in diesem Februar echte Existenzängste. Auf einmal war die in den letzten Jahren viel gescholtene Bundeswehr das wichtigste Thema der deutschen Politik. Es gibt ein Sondervermögen und der Bundeskanzler ruft die Zeitenwende aus und was ist heute ein grobes halbes Jahr später geblieben?

Wir machen uns vor allem Gedanken um unsere Energiekosten, um steigende Lebensmittelpreise und die Inflation insgesamt. Verstehen Sie mich nicht falsch, natürlich gibt es Menschen in Deutschland für die es in dieser Situation um alles geht. Umso unverständlicher, dass dieser reiche Sozialstaat nicht den Bedürftigen diese Sorgen nehmen kann. Trotzdem muss man doch mal sagen, dass während wir hier in Deutschland über Gas- und Strompreisebremse diskutieren in der Ukraine und in anderen Teilen der Welt viele Menschen Tag für Tag im Krieg ihr Leben verlieren. Auch diesen Gefallenen haben am 13. November diesen Jahres die Schlänger Ortsvereine zusammen mit den Vertretern der Kommunalpolitik gedacht.

Dies machte auch unser Bürgermeister in seiner Rede deutlich: „Wir sehen, was die Menschen erleiden müssen, nach dem skrupellosen Überfall Russlands, für den Präsident Putin und die russische Regierung die politische Verantwortung übernehmen müssen. Wir sehen, wozu Menschen in diesem Ausnahmezustand fähig sind – im Guten wie im Schlechten: Flüchtlingskonvois unter gezieltem Beschuss, geplünderte und zerstörte Städte und grausame Massaker an Zivilisten, aber auch erbitterter Widerstand von ukrainischen Soldaten, mutiger Protest von Zivilisten gegen Panzer und eine immense internationale Hilfsbereitschaft.

All diese Schrecken des Krieges finden im Herzen Europas statt. Von Berlin bis zur ukrainischen Grenze ist es genauso weit wie von Berlin nach Brüssel. Die Bilder erinnern mich stark an zerstörte Städte in Europa im Jahr 1945. Mit diesem brutal angegriffenen Land und seinen Menschen trennt und verbindet uns vieles: eine gewaltvolle Vergangenheit, aber auch die Fundamente einer gemeinsamen Kultur und der Wille zur demokratischen Selbstbestimmung für eine friedliche Zukunft.

Am Volkstrauertag gedenken wir aller Toten von Krieg und Gewaltherrschaft in Deutschland und weltweit. Doch in diesem Jahr denken wir im Besonderen an die Kriegstoten und ihre Angehörigen in der Ukraine: der vielen in den vergangenen Monaten gefallenen Soldaten und getöteten Zivilisten.

Unser Mitleid gilt aber auch den getöteten russischen Soldaten, die diesem verbrecherischen Krieg nicht ausweichen konnten und oft sogar mit einer falschen Wahrheit in die Pflicht genommen wurden. Wir erinnern auch an die Millionen von Toten, die nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion und schon zuvor während des Ersten Weltkrieges in diesem Land und in ganz Osteuropa zu beklagen waren. Allein in der Ukraine ruhen an die 170.000 deutsche Kriegstote auf den Kriegsgräber-Zum Geleitstätten des Volksbundes; mindestens noch einmal so viele werden noch vermisst – und bei den sowjetischen Kriegstoten gehen diese Zahlen in die Millionen.

Dieser Gedenktag gibt uns auch Anlass nachzudenken und besonnen, aber entschieden tätig zu werden. Aggression dürfen wir nicht hinnehmen und müssen daran erinnern, dass wir gemeinsam in Europa für Menschenrechte, Frieden und Freiheit eintreten. Gerade jetzt gilt es, unseren unmittelbaren östlichen Nachbarn, die schon lange vor der Kriegsgefahr gewarnt haben, genau zuzuhören.

Der Volkstrauertag gibt uns zudem einen Handlungsauftrag: uns aktiv für eine friedliche Gegenwart und Zukunft einzusetzen. Wir können uns aus den Konflikten um uns herum nicht heraushalten. Wir müssen uns lange ignorierten Realitäten stellen: „Nie wieder Krieg“ ist so eingängig wie zu kurz gegriffen, wenn wir auf die aktuellen Kriegsverbrechen in der Ukraine und anderswo schauen. „Die Menschenwürde ist unantastbar“ und zwar überall – diese Lehre aus dem Zivilisationsbruch des Angriffskrieges gilt unverändert. Nur so kommen wir zu einem gerechten Frieden.“

Zuletzt möchte ich mich aber ausdrücklich nochmal bei allen Schlängerinnen und Schlängern bedanken, die alle Kriegsflüchtlinge immer gut aufgenommen haben und täglich versuchen ihnen eine neue Heimat zu geben.


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