9. September 2021
Von Ansgar Hoffmann
Meistens lernten wir Radfahren in Kindertagen und freuten uns dann Jahre später auf das erste Auto. Das Fahrrad wurde für viele danach eher Freizeit- als Alltagsbegleiter.
Aber zurzeit ändert sich auch diese Einstellung. Vorwärtsgetrieben durch Räder mit einem Elektromotor, also e-bikes, erfährt das Radeln einen immensen Aufschwung. Die Corona-Krise hat diesen Trend noch verstärkt. In diesem Zusammenhang spielen auch ökologische und gesundheitliche Aspekte eine nicht unbedeutende Rolle.
Im Verkehrsministerium des Landes Nordrhein-Westfalen ist dieser Perspektivwechsel insofern angekommen, dass in diesem Jahr 54 Millionen Euro für einen besseren Radverkehr nrw-weit zur Verfügung stehen – so viel wie nie zuvor. Auf Bundesebene will der aktuelle Verkehrsminister fast 1,5 Milliarden Euro in den kommenden Jahren in Radwege, Parkhäuser oder auch neue Verkehrstudiengänge investieren und Deutschland damit zum „Fahrradland“ machen.
Bundesweit gibt es rund 80 Millionen Fahrräder und laut Erhebung der Süddeutschen Zeitung planen 40 Prozent der Deutschen, künftig mehr mit dem Rad zu fahren.
Die nordrhein-westfälische Landesregierung trägt dieser Entwicklung Rechnung und hat bereits neue Stellen für Planer und Planerinnen geschaffen, die sich konkret der landesweiten Radinfrastruktur widmen sollen. Damit hat NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst eine langfristige Strategie für das Fahrrad auf den Weg gebracht.
Leider war das Fahrrad für viele Verkehrsminister kein richtig ernst genommenes Verkehrsmittel. Bei ihren Überlegungen spielte das Fahrrad entweder keine oder nur eine untergeordnete Rolle. Der Bau neuer Straßen wurde eher von der Nutzung eines Autos aus gedacht und konzipiert. Vergessen wurde oft, dass viele Menschen aus verschiedenen Gründen auf das Rad angewiesen sind.
Was heißt das für die Gemeinde Schlangen?
Unsere Ortsdurchfahrt in Schlangen ist unübersehbar in die Jahre gekommen: Die Planung unserer Hauptstraße mit Paderborner und Kohlstädter Straße reicht immerhin in die Zeit vor 1992 zurück. Der nachfolgende dreijährige Bau dauerte dann von1992 bis 1994.
Es stellt sich unter den neuen verkehrstechnischen Gegebenheiten eine ganz Liste von Fragen wie diesen: Wie kann man die Ortsdurchfahrt für Fahrradfahrende optimieren? Wo kann man die Sicherheit für Radelnde in allen Ortsteilen erhöhen? Wo können weitere Radwege entwickelt werden?
Schon vor der Kommunalwahl 2020 haben unser heutiger Bürgermeister Marcus Püster und sachkundige Fraktionsmitglieder zu den Schlänger Bürgerinnen und Bürgern Kontakt aufgenommen. Gemeinsames Ziel war es, Vorschläge und Informationen für einen besseren Radverkehr in Schlangen aufzunehmen und wenn möglich in Zukunft auch umzusetzen.
Der Radweg an der Kläranlage, schon 2012 per CDU-Antrag angeregt, wurde dieses Jahr freigegeben. Weitere Radwegprojekte mit der Nachbarkommune Bad Lippspringe sind in Vorbereitung.
Interkommunale Zusammenarbeit wird es auch bei der Entwicklung des Senneradwegs und bei der Entwicklung des regionalen „Alltagsradwegenetzes OstWestfalenLippe“ im Rahmen des „UrbanLand“-Projektes geben.
Zwar musste Marcus Püster beim letzten „Regionale“-Treffen noch darauf hinweisen, dass der Radweg Paderborn – Bad Lippspringe bitte nicht in der Badestadt endet, sondern sinniger Weise bis Schlangen weiterführt.
Aber immerhin: Es kommt gerade Bewegung in die Planungen für ein owl-weites Radnetz, das nicht nur an den Umkreis des eigenen Ortskirchturmes denkt. Den Verwaltungen und Verantwortlichen ist hier viel Kreativität und Durchhaltevermögen zu wünschen. Aber nicht nur die Politik ist in dieser Situation gefordert. Jede und jeder kann aktiv nicht nur auf dem, sondern auch für das Fahrrad werden.
Wer am Stadtradeln teilgenommen hat, konnte bereits über die entsprechende App Schäden an Radwegen oder Schildern melden. Auch in Zukunft wird es möglich sein, Verbesserungsvorschläge, Informationen und Anregungen weiter zu geben, und zwar unter www.urbanland-owl.de oder www.radverkehrsnetz.nrw.de
Hier schon einmal zwei Tipps für den einen oder anderen begeisterten Radfahrer oder Radfahrerin: Planen Sie eine Radtour, zum Beispiel an einem großen deutschen Fluss entlang, wie wäre es mit einer Tour auf der Römer-Lippe-Route. Informationen dazu unter: www.roemerlipperoute.de
Und wer eine große Radtour unternehmen möchte, dem sei besonders eine hier weitgehend unbekannte Webseite ans Herz gelegt – Oder wussten Sie, dass der Europaradweg R1 (London-Berlin-Moskau) nur einige Kilometer vom Ortskern entfernt quasi am Gemeindegebiet Schlangen entlangführt?
www.r1-radweginfo.de
Quellen und Links:
www.roemerlipperoute.de
www.r1-radweginfo.de
www.radverkehrsnetz.nrw.de
www.urbanland-owl.de
radservice.radroutenplaner.nrw.de